Der Begriff Kreativität ist nach wie vor in seiner Bedeutung umstritten. Im allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet er vor allem die Fähigkeit unseres bewussten Reiters, schöpferisch oder gestalterisch tätig zu sein. Aber der Erfinder Elias Hove soll die Idee zur ersten funktionierenden Nähmaschine im Traum gefunden haben – bedeutet das, es gibt auch elefantöse, also unbewusste Kreativität?
Hätte Mr. Hove nur von der Nähmaschine geträumt, würde sie heute immer noch nicht existieren. Er musste sich im Wachzustand daran erinnern. Sein bewusster Reiter transferierte mit seiner Aufmerksamkeit die entscheidende Idee aus dem passiven Geschehen-Lassen ins aktive Sein. Vom riesigen Möglichkeitspool zur gezielten Innovation. Kreativität ist die aktive Entscheidung, der bewusste Schritt, das Neue in die Realität zu bringen.
Wenn etwas Neues ins System eintritt, ist die entscheidende Frage: ist es nützlich? Ist es besser als das Vorherige? Macht es Sinn, das Neue weiter zu unterstützen, damit es sich als Innovation etabliert?
Technik basierende Innovationen lassen sich meist recht schnell auf ihre Tauglichkeit prüfen.
Ressourcen-Einsatz, Nebenwirkungen, am Ende des Testzeitraums lässt sich relativ sicher eine intelligente Kosten-Nutzen-Rechnung aufstellen.
Doch wie sieht es mit mentalen, mit soziologischen Innovationen aus? Wie lässt sich sagen, ob eine Veränderung im Mind-Set der Beschäftigten stattgefunden hat? Woran kann man erkennen, dass sich die Mitarbeiter jetzt anders verhalten, weil sie neue Glaubenssätze in ihren Alltag integriert haben?
Wer Innovationen im Softskill-Bereich propagiert, lehnt sich für viele Zeitgenossen immer noch zu weit aus dem Fenster. „Der Mensch ist eben so und wird auch immer so bleiben, alles andere ist Psycho-Quatsch!“
Immer wieder erstaunlich, wie kreativ eine tradierte Haltung mit Unwissenheit zementieren werden soll. Kreativität ist uns allen gegeben. Wofür unser Reiter diese einzigartige Kraft nutzt, ist unsere ganz persönliche Entscheidung. Stellen wir uns also immer wieder die Frage: Brennen wir nur dafür, Ingenieurskunst im Großen und Kleinen voranzutreiben oder wollen wir uns auch ganz persönlich – als Mensch weiterentwickeln?